Gitarre ist das schönste Hobby der Welt – das empfinden auch viele Kinder so und möchten die Gitarre erlernen. Aus diesem Grund stehen Eltern regelmäßig vor zwei Fragen:
- Welche Gitarre ist richtig für mein Kind?
- Welche Gitarre ist richtig für mein Linkshänder-Kind?
In diesem Beitrag kläre ich beide Fragen und gebe einen Überblick über Größen, Möglichkeiten, Modelle und natürlich auch verschiedene Empfehlungen für Linkshänder-Eltern.
In meinem Blog findest Du noch viele weitere Artikel rund um das Thema Linkshänder & Gitarre. Hier gehe ich der Frage nach ob Linkshänder mit Rechts oder Links spielen sollten. Falls Du am Anfang darüber nachdenkst Deinem Kind eine Rechtshänder-Gitarre umzuspannen, dann solltest Du dir meinen Beitrag dazu durchlesen.
Das wichtigste zu „Welche Linkshänder-Gitarre für Kinder“
- Die Größe ist zu Beginn das wichtigste Auswahlkriterium für eine Gitarre für Kinder.
- Es gibt keine echten „Kindergitarren“ – sondern nur kleinere und größere Instrumente.
- Die Gitarre muss zur Körpergröße des Kindes passen. Ansonsten gibt es Probleme.
- Es gibt sehr viel Auswahl an Instrumenten für Linkshänder. Eltern sollten nicht zu einer Rechtshänder-Gitarre greifen.
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Kleine Gitarren sind vollwertige Instrumente
Es wird im Zusammenhang von Gitarren für Kinder häufig von „Kindergitarren“ gesprochen. Wenn Ihr für Eure Kinder eine Gitarre anschaffen möchtet, dann löst Euch bitte vom Begriff der Kindergitarre. Die richtige Gitarre für den Nachwuchs ist ein vollwertiges Instrument, das einem Instrument für Erwachsene in nichts nachsteht, sondern lediglich kleiner bzw. handlicher ist.
Tatsächlich gibt es viele erwachsene Gitarristen (mich z.B.), die Gitarren in unterschiedlichen Größen haben und sehr gerne mit kleineren Instrumenten spielen, weil diese handlicher und unter bestimmten Bedingungen einfach bequemer sind. Eine gute kleine Gitarre kann sich genauso gut anhören wie eine Gitarre in voller Größe.
Wenn wir uns über Instrumente für Kinder unterhalten, dann ist in der Linie der Korpus der Gitarre kleiner damit das Instrument einfacher gehandhabt werden kann. Darüber hinaus ist die Mensur – also das Griffbrett, die Länge der Saiten, die Anzahl der Bünde und der Abstand der Bundstäbe – insgesamt kürzer. Das Instrument ist damit auch für kürzere Arme sehr gut greif- und spielbar.
Gitarre – Welche Bauform für Kinder?
Grundsätzlich gibt es im Bereich der akustischen Gitarre zwei Bauformen:
Die klassische Konzertgitarre bzw. Klassikgitarre
Die klassische Konzerrtgitarre ist exzellent für den Einstieg in die Welt des Gitarre spielens geeignet. Die Hälse der klassischen Konzertgitarren sind sehr breit. Breite Hälse sind deswegen gut, weil der Abstand zwischen den Saiten größer ist und Anfänger dementsprechend viel Platz für die Finger haben. Damit wird das Greifen der Saiten einfacher. Die Kopfplatte der klassischen Gitarre ist durchbrochen und die Saiten werden am Steg verknotet.
Der breite Hals der klassischen Konzertgitarre hat aber auch Nachteile, vor allem für Kinder: Der große Saitenabstand benötigt entweder lange Finger oder sehr geschickte Hände um alle Griffvarianten zu meistern. Auf der klassischen Gitarre ist es etwas schwerer die dicke E-Saite zu erreichen, was es schwieriger machen kann moderne Rock- und Popstücke zu spielen. Das kann sich irgendwann auf die Langzeitmotivation des Kindes niederschlagen. Häufig ist es aber so, dass nach einem erfolgreichen Start mit der klassischen Gitarre zusätzlich eine Westerngitarre beschafft wird.
Ein Vorteil ist, dass die klassische Konzertgitarre mit Nylonsaiten bespannt ist. Nylon-Saiten sind viel weicher als Stahlsaiten, die auf Westerngitarren anzutreffen sind. Gitarristen, die auf Westerngitarren angefangen haben, werden von Schmerzen in den Fingerkuppen zu berichten wissen. Bei Nylon-Saiten gibt es diesen Schmerz nicht. Nylon-Saiten sind außerdem nicht so straff gespannt wie Stahlsaiten. Das ermöglicht ein leichtes Andrücken der Saiten und damit ein angenehmes Spielerlebnis.
Aufgrund der geringen Spannung der klassischen Gitarre gibt es auch keinen Halsstab, der regelmäßig angepasst werden muss um den Hals korrekt eingestellt zu halten. Das ist gerade am Anfang sehr hilfreich, weil die Gitarre auch ohne Werkzeug oder Unterstützung eines Gitarrenbauers richtig eingestellt werden kann.
Eigenschaften der Konzertgitarre:
- Durchbrochene Kopfplatte.
- Insgesamt ein breites Griffbrett.
- Nylon- oder Carbon-Saiten anstatt Stahlsaiten.
- Kein Hals-Stab zur Einstellung der Halskrümmung.
- Saiten werden am Steg verknotet.
- Wärmerer Klang.
Die Westerngitarre
Westerngitarren sind sehr vielseitige Instrumente. Sie haben in der Regel einen wesentlich schmaleren Hals als klassische Konzertgitarren. Das bedeutet, dass die Saiten viel näher beieinander liegen. Mit entsprechender Praxis können auch kleinere Hände und kürzere Finger Akkorde sicher greifen.
Die Westerngitarre hat eine geschlossene Kopfplatte und die Saiten werden oben am Steg mit Pins an den Stimmechaniken/Stimmwirbeln befestigt. Die Spannung der Stahlseiten ist viel höher als die der Nylon oder Carbonsaiten der klassischen Konzertgitarre. Dementsprechend ist müssen Saiten stärker niedergedrückt werden um auszuklingen.
Stahlsaiten können gerade am Anfang sehr unangenehm für die Fingerkuppen sein. In diesem Zusammenhang gilt es jedoch festzuhalten, dass ein korrektes Setup der Gitarre mit einer guten Saitenlage hier Wunder wirken kann. Eltern sollten nicht annehmen, dass eine Gitarre aus dem Internet optimal eingestellt ist. Dazu später mehr.
Weitere Unterschiede zwischen der Westerngitarre und der klassischen akustischen Gitarre sind das Schlagbrett unterhalb des Tonlochs, das den Korpus vor Beschädigungen durch das Plektrum schützen soll. Oft gibt es auch eingebaute Tonabnehmer, die sich an Verstärker oder Aufnahmegeräte anschließen lassen. Insgesamt merkt man der Westerngitarre an, dass es sich hierbei um das „modernere“ Instrument handelt.
Eigenschafter der Westerngitarre:
- Die Kopflplatte ist geschlossen.
- Saitenfixierung und Stimmwirbel sind anders.
- Die Westerngitarre verwendet Stahlsaiten.
- Es gibt ein Schlagbrett zum Schutz des Korpus.
- Der Korpus der Westerngitarre hat häufig Ausschnitte um Zugriff zu höheren Lagen zu ermöglichen.
- Viele Westerngitarren haben elektrische Tonabnehmer.
- Hellerer, brillianterer Klang.
Die E-Gitarre
Dieser Abschnitt wird einige Eltern überraschen. Früher hieß es oft, dass eine E-Gitarre kein Instrument für den Einstieg ist. Allerdings ist es heute völlig normal mit einer elektrischen Gitarre in die Welt des Gitarre-spielens zu starten.
Die E-Gitarre verwendet wesentlich dünnere Saiten als die klassische Konzertgitarre oder die Westerngitarre. Auch ist die Saitenspannung der E-Gitarre nicht so hoch wie die der Westerngitarre. Das hat gewisse Vorteile, führt allerdings am Anfang gerne zu Schmerzen in der Fingerkuppe, weil die Saiten sich sehr tief in die (weichen) Fingerkuppen von Anfängern eindrücken können. Das kann zu Schmerzen führen.
Während akustische Gitarren in kleineren, kompakten Bauformen existieren, gibt es im Bereich der E-Gitarre nur sehr selten Gitarren jenseits der „Normalgröße“. Hinzu kommt, dass E-Gitarre einen massiven Korpus haben, der sehr schwer ist. Eine ausgewachsene E-Gitarre wiegt mehrere Kilogramm und ist selbst für Erwachsene manchmal eine Belastung. E-Gitarren sind daher vor allem eine Option für ältere Kinder, die mit einem größeren und schwereren Instrument umgehen können.
Darüber hinaus werden für den Betrieb einer elektrischen Gitarre weitere Anschaffungen notwendig. Beispiele sind Verstärker, Kopfhörer usw. Insgesamt ist die elektrische Gitarre ein wirklich traumhaftes Instrument und definitiv eine Empfehlung für Beginner und ältere Kinder – Die Kosten für den Einstieg und die Komplexität des Setups sind allerdings leider etwas höher.
Eigenschafter der elektrischen Gitarre:
- Geschlossene Kopfplatte.
- Die E-Gitarre verwendet dünnere Stahlsaiten.
- Es gibt ein Schlagbrett zum Schutz des Korpus.
- Der Korpus der Westerngitarre ist häufig ergonomisch konturiert.
- Alle elektrischen Gitarren haben elektrische Tonabnehmer.
- Sehr vielseitiger, anpassbarer Klang.
Welchen Typ Gitarre sollte ich für mein Kind wählen?
Meine Antwort auf diese Frage ist: Du wirst vermutlich mehr als eine Gitarre für Dein Kind anschaffen. Vielleicht wirst Du nicht mehr als eine Gitarre zur gleichen Zeit haben, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass Du die erste Gitarre deines Nachwuchs mit einer anderen Gitarre ablösen wirst. Dementsprechend kann die Antwort auf die Frage nach der richtigen Gitarre für das Kind nur ein „das kommt drauf an“ sein.
Zu Beginn der Gitarrenlaufbahn Deines Kindes liegt die Anschaffung einer klassischen Konzertgitarre sehr nahe. Die Konzertgitarre ist sehr leicht und angenehm bespielbar und bietet eine einsteigerfreundliche Größe des Griffbretts. Sie ist gut verfügbar, günstig zu beschaffen und die Hersteller bieten relativ viel Auswahl – auch für Linkshänder.
Früher oder später wird dein Kind dem ersten Instrument physisch entwachsen sein. Wenn Dein Kind zu groß für die Gitarre geworden ist, dann ist eine neue Gitarre absolut notwendig. Zu diesem Zeitpunkt hat dein Kind bereits Erfahrung sammeln können, konnte seine Finger trainieren und ist vermutlich härter im nehmen was Fingerschmerz und Erschöpfung angeht.
Je nach Situation und Musikgeschmack kannst Du jetzt eine weitere klassische Gitarre in der nächsten Größe anschaffen, oder eine Westerngitarre auswählen.
Westerngitarren sind sehr vielseitige Instrumente. Sie werden von vielen erfolgreichen Musikern gespielt und inspirieren Kinder, Jugendliche und Erwachsene unabhängig vom Alter.
Westerngitarren sind allerdings stramm bespannt und können am Anfang wirklich schmerzen. Um den Schmerz möglichst gering zu halten, sollten Eltern das Instrument professionell einstellen lassen. Eine niedrige Saitenlage, von einem Gitarrenbauer eingestellt, und dünne Saiten können bereits Wunder wirken. Auch ist es so, dass die Finger sich bereits nach wenigen Wochen an die ungewohnte Belastung gewohnt haben – vor allem dann, wenn Dein Kind bereits seit einiger Zeit mit einer klassischen Gitarre gespielt hat.
Ist Dein Kind bereits älter, bzw. größer, dann kann auch die Anschaffung einer E-Gitarre Sinn machen. Hier sollte jedoch eine entsprechende Körpergröße gegeben sein.
Die Größe der Gitarre
Korpusgröße
Der Grund warum Kinder heute meist auf akustischen Gitarren starten liegt darin, dass es akustische Gitarren in nahezu allen Größen gibt. Kinder können bereits in sehr jungen Jahren mit dem Gitarrenspiel beginnen und sollten dementsprechend mit sehr kleinen Gitarren starten.
Es gibt extrem viele Informationen von engagierten Institutionen wie z.B. dem Europäischen Gitarrenlehrerverband (EGTA) rund um die Größe der Gitarre, die entsprechede Körpergröße des Kindes, dem idealen Alter und vielem mehr. Das Thema ist insgesamt sehr gut dokumentiert, lässt sich aber auch gut vereinfachen:
Grob gesagt gibt es Gitarren in sechs Größen. Für jede Größe der Gitarre gibt es eine Empfehlung für die größe des Gitarristen.
- 1/8 – für eine Körpergröße von 110 cm.
- 1/4 – für eine Körpergröße von 130 cm.
- 1/2 – für eine Körpergröße von 140 cm.
- 3/4 – für eine Körpergröße von 150 cm.
- 7/8 – für eine Körpergröße von 150 cm.
- 4/4 – für eine Körpergröße von 160 cm.
Die 4/4-Größe wird im Englischen auch Dreadnought (Schlachtschiff) genannt. Eine solche Gitarre ist wirklich massiv und sollte erst sehr spät in Kinderhände geraten. Ich bin 194 cm groß, habe lange Arme und empfinde die Dreadnought selber als sehr groß und teilweise unkomfortabel.
Länge der Mensur
Kinder sind kleiner, haben kürzere, schmalere und schwächere Finger als Erwachsene. Auch sind ihre Arme viel kürzer als die von Erwachsenen. Deswegen ist es wichtig, dass der Korpus der Gitarre kleiner ist und auf dem Knie sicher sitzen kann. Auch muss die die Mensur kürzer sein und das Griffbrett etwas schmaler sein, damit das Kind die Saiten überhaupt greifen kann.
Eltern sollten also beide Größenangaben im Auge haben: Die Größe des Korpus und die Länge der Mensur. Orientieren können sie sich z.B. an solchen Tabellen, in denen die Größen beschrieben sind.
Name | 1/8 | 1/4 | 1/2 | 3/4 | 7/8 | 4/4 |
---|---|---|---|---|---|---|
Mensur | 39,7 – 44 | 47,2 – 48,7 | 53,0 – 54,7 | 59,5 – 61,4 | 62,0 – 63,0 | 63,0 – 65,0 |
Länge der Gitarre (cm) | 74 | 78 | 83 | 90 | 95 | 98 |
Alter des Kindes (Jahre) | 3 – 5 | 4 – 7 | 6 – 9 | 8 – 11 | 11 – 13 | ab 13 |
Größe des Kindes (m) | bis 1,10 | 1,10 – 1,30 | 1,20 – 1,40 | 1,30 – 1,50 | 1,40 – 1,60 | ab 1,60 |
Je jünger der angehende Gitarrist ist, um so kleiner sind auch noch seine Hände, Finger und die allgemeine Körpergröße und um so kleiner muss die Gitarre sein, auf der er oder sie spielen lernt. Und um so kürzer muss die Mensur und umso schmaler das Griffbrett sein, damit die Finger des Kindes die Saiten ordentlich greifen kann.
Dennoch: Verallgemeinern ist immer schwierig. Es gibt kleinere Kinder mit extrem langen Armen. Genauso gibt es größere Kinder mit kurzen Armen. Manche Kinder haben extrem lange Arme und kleine Hände. Wiederum andere sind ganz „normal“ gebaut. Es kann sich also immer nur um Richtwerte handeln, die Eltern eine Leitlinie geben. Es ist ähnlich wie beim Kauf eines Fahrrads für das Kind.
Ein bißchen größer ist in Ordnung – aber deutlich zu groß ist nie eine gute Idee!
Klanglich sind Gitarren ab der Größe 3/4 bereits auf einem hohen Niveau. Die wirklich kleinen Größen bringen klangliche Abstriche mit sich weil der Korpus einfach nicht besonders viel Resonanzraum bietet. Ab der Größe 1/2 wird es zunehmend besser, wobei die 3/4 Größe bereits auch freiwillig von Erwachsenen gespielt wird – z.B. auf der Couch oder als Reisegitarre.
Linkshänder: Die richtige Händigkeit der Gitarre
Ich habe bereits einen ausführlichen Artikel zum Thema „Welche Gitarre für Linkshänder“ geschrieben. Wenn Dein Kind Linkshänder ist, dann lege ich Dir die Lektüre dieses Beitrags wirklich ans Herz.
Kurz zusammengefasst lässt sich aber sagen, dass Linkshänder in der Regel eine Linkshänder-Gitarre nutzen sollten. Es gibt Linkshänder, die das Gitarre spielen mit der rechten Hand bevorzugen. Es gibt auch Linkshänder, die ganz natürlich zur Rechtshänder-Gitarre gegriffen haben und es sich erfolgreich beigebracht haben.
Dennoch haben Linkshänder meistens in der linken Hand ihren musikalischen „Taktstock“. Bei einer Linkshänder-Gitarre ist die linke Hand die Schlaghand – also die Hand, die den Takt angibt. Sicherlich kann das Taktempfinden in bestimmten Fällen auch anders gelagert sein, allerdings solltest Du niemals automatisch unterstellen, dass Dein Kind ganz problemlos eine Rechtshänder-Gitarre bespielen kann.
Im Zweifelsfall zahlt es sich aus verschiedene Tests durchzuführen um zu ermitteln, welche Hand das Kind als Schlaghand bevorzugt (z.B. der Klatschtest). So kann bereits im Vorfeld sehr sicher bestimmt werden, welche Gitarre das richtige Instrument für Euer Kind ist. Dabei kann es sich natürlich um eine Linkshänder- oder eine Rechtshänder-Gitarre handeln.
Was kostet die Gitarre für mein Kind?
Das kommt drauf an – vor allem auf Deinen Anspruch an das Instrument und das was Du mit der Gitarre vorhast. Wenn Dein Kind Gitarre erlernen soll und Du nicht nur auf der Suche nach einem Spielzeug bist, dann wird es unter 100 Euro wirklich schwer ein gutes Instrument zu bekommen.
Der Preis ist zunächst einmal unabhängig von der Größe der Gitarre, weil die Hersteller einen ähnlichen Arbeitsaufwand hat und insgesamt weniger Gitarren in kleineren Größen verkaufen. Die Produktion ist eigentlich auf Instrumente für Erwachsene ausgerichtet. Produktionsläufe für kleinere Gitarren sind deswegen weniger wirtschaftlich, was die Hersteller natürlich auf die Kunden umlegen.
Viele Eltern versuchen am ersten Instrument des Kindes zu sparen. Das ist verständlich, weil unklar ist, ob das Kind längerfristig Spaß an der Gitarre hat. Deswegen werde ich häufig gefragt, ob Eltern günstige Sparangebote von Discountern, Supermärkten oder Online-Versendern aus Übersee wahrnehmen sollten. Oft sind in diesen Bundles Tasche, Saiten, Plektren, Stimmgeräte und Werkzeuge enthalten. Würde ich diese Sets empfehlen?
Nein – und dafür gibt es viele Gründe:
- Die Gitarre besteht meist aus schlechten Materialien. Oft ist das Holz nicht korrekt getrocknet worden.
- Die Lacke der Gitarre sind von zweifelhafter Herkunft. Das kann gesundheitsschädigend sein.
- Die Bündierung ist nicht korrekt, die Gitarre kann also nie wirklich korrekt gespielt werden.
- Die Bundstäbe sind nicht abgerundet und gut eingepasst worden. Das kann beim Spielen schmerzhaft werden.
- Die Stimmwirbel sind billig und halten den Ton nicht.
- Die Saitenlage ist schlecht eingestellt und erschwert die Bespielbarkeit.
- Die Zubehörartikel wie Stimmgerät sind normalerweise von schlechter Qualität oder gänzlich unbrauchbar.
Die Begeisterung eines Gitarrenlehrers wird sich auch in engen Grenzen halten. Vermutlich wird der Lehrer Euch sofort zur Anschaffung eines besseren Instruments raten – mit Recht.
Die gute Nachricht ist, dass Gitarren heute durchgängig auf einem viel höheren Niveau gefertigt werden als früher. Eine günstige Gitarre im Einsteigersegment ist heute von bedeutend höherer Qualität als eine Gitarre im selben Preissegment vor 30 Jahren. Das liegt an Fortschritten im Bereich der Fertigung. Moderne computerisierte Fräsmaschinen arbeiten schneller, präsizer und produzieren viel weniger B-Ware als früher. Ein günstiges Instrument kann heute also oft auch ein gutes Instrument sein.
Dennoch sollten Eltern darauf achten, dass sie nicht zu günstig einkaufen. Um extrem günstige Preise zu erzielen müssen die Produzenten nämlich Kompromisse eingehen. Bei wirklich billigen Gitarren sind die oben genannten Punkte eigentlich immer unausweichlich.
Unter 50 Euro ist eigentlich nur sehr schlechte Ware zu finden. Für 100 Euro lassen sich schon brauchbare Instrumente erwischen. Hier müssen allerdings noch immer Kompromisse eingegangen werden. Oft müssen auch Nacharbeiten oder Upgrades durchgeführt werden um diese Instrumente bespielbar zu machen – das kostet Zeit und Geld.
Für ca. 200 Euro gibt es gute Ware. Gitarren in diesem Preissegment kommen in der Regel aus besseren Werken in Übersee und haben zumindest eine oberflächliche Qualitätskontrolle erhalten. Hier gibt es bereits gute Eigenmarken von Versendern und Musikhäusern.
Im Bereich von 300 Euro ist die Qualität bereits sehr gut. Verarbeitung, Haptik und Klang sind bereits sehr gut. Instrumente in diesem Preissegment können echte Arbeitstiere sein.
Gibt es eine preisliche Obergrenze?
Jetzt wird es kontrovers:
Gitarristen haben in der Regel mehrere Gitarren. Häufig haben sie auch sehr teure Gitarren in der Sammlung. Ab einem bestimmten Punkt entkoppelt sich jedoch der Preis von den klanglichen Mehrwerten, die eine teurere Gitarre bietet. Meist geht es um Haptik, Optik, Verzierungen, Seltenheit, Prestige und andere Gründe mit denen Gitarristen teure Neuanschaffung rechtfertigen.
Wenn es um Gitarren für Kinder geht, dann verhält es sich nicht anders. Es gibt ab einem bestimmten Preisrahmen einfach extrem wenige objektive Gründe für die Anschaffung einer teureren Gitarre. Insbesondere zu Beginn einer Gitarristen-Karriere ist es schwer ein Instrument an die Grenze des Machbaren in Hinblick auf Klang und Bespielbarkeit zu bringen. Es müssen die Grundlagen gelernt werden und die Grundlagen lassen sich sehr gut auf einem soliden Anfängerinstrument lernen, aus dem das Kind zweifellos nach einiger Zeit rauswachsen wird.
Das bedeutet nicht, dass ich billige Gitarren empfehle. Es gibt viele Gründe ein anständiges und ehrliches Instrument für Euer Kind anzuschaffen. Wenn ihr möchtet, dass Euer Kind das Instrument lernt, dann solltet Ihr dafür Sorge tragen, dass das Instrument kein Hindernis ist. Glücklicherweise müssen Eltern dafür keine vierstelligen Beträge mehr investieren.
Fazit: Welche (Linkshänder-)Gitarre für Kinder?
Eltern haben heute viele Möglichkeiten zur Anschaffung einer Gitarre für Kinder. Eltern sollten sich darüber im klaren sein, dass ihre Kinder regelmäßig aus dem aktuellen Instrument herauswachsen werden. Wenn Dein Kind bereits mit ca. 4 Jahren beginnt zu spielen, dann stehen die Chancen gut, dass Du bis zum Erwachsenenalter ca. 6 Gitarren anschaffen wirst. Die ersten Gitarren sind in der Regel meist akustische Gitarren – E-Gitarren sind aufgrund von Größe und Gewicht leider erst später eine gute Option.
Eltern sollten also ein Auge auf die Körpergröße des Kindes haben und stets sicherstellen, dass das Instrument nicht zu klein- aber auch nicht zu groß ist. Es muss passen um Frustration, langsame Fortschritte und Frustration zu vermeiden.
Glücklicherweise sind Gitarren im unteren und mittleren Preissegment mittlerweile von guter Qualität. Ihr solltet deswegen auf extrem billige Angebote von zweifelhafter Qualtität verzichten und lieber etwas mehr für ein gutes Instrument bezahlen. Eure Kinder werden den Unterschied spüren, hören und fühlen und es Euch danken!
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